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[–] PotatoesFall@discuss.tchncs.de 36 points 2 weeks ago (11 children)

Wichtig und richtig! Ich hab da noch ne ganz andere Theorie zu den Ursachen. Sorry rant incoming.

Das ganze Format Schule ist eigentlich auf Mobbing ausgelegt. Kinder im Schulalter verbringen einen Großteil ihrer Zeit in der Schule, und werden dort fast immer in Klassen eingeteilt, in denen sie ausschließlich mit ihren Altersgenossen sind.

Die Lehrer sind meistens gar kein Teil dieser Gesellschaft. Mit oft 30+ Kindern in einer Klasse ist es fast unmöglich, die Klasse nicht autoritär zu führen. Die Lehrer müssen durch u glaublich viel Stoff, und die Schüler, die sich verständlicherweise kaum konzentrieren können, müssen ständig zusammengepfiffen werden, damit sie nicht stören sondern aufpassen.

Die Schüler kennen also in ihrem Schulleben und dadurch auch zuhause oft nur zwei Arten von Personen:

  1. Deutlich ältere Autoritätspersonen
  2. Altersgenossen

Autorität stellt kein soziales Gegenüber dar, sondern etwas aussenstehendes, eine Art Macht. Es kommt wie es muss: Buchstäblich wie in Herr der Fliegen bilden Kinder ihre sozialen Normen und Strukturen mit ihren Altersgenossen, die genauso wenig Erfahrung haben wie sie. Kann man da noch überrascht sein, dass es nicht klappt?

Hier sind die Änderungen die ich für nötig halte, nicht nur um Mobbing zu verhindern, sondern um sozial kompetente Menschen zu produzieren statt kaputte Seelen die sich nach der Schule kaum in der Gesellschaft zurechtfinden. Ach ja und mündige Bürger mit Demokratieverständnis statt Faschos, aber das geht auch mit sozialer Kompetenz einher.

  1. Deutlich kleinere Klassen. Erst dann können Lehrer auch nicht-diktatorisch eine Klasse leiten.

  2. Kurssystem statt Klassensystem. Wenn Kinder immerzu in der gleichen Klasse sind, sind sie ständig der gleichen sozialen Dynamik ausgesetzt, und vergleichen sich auch immer mit den gleichen anderen Kindern. Der soziale Kreis wird dadurch noch kleiner und monotoner. Perfekt für Dauer-mobbing in jeder Pause. Wenn Kinder bereits früher in ihr passendes Mathe level etc eingeteilt werden, und Wahlkurse haben, können sie die unterschiedlichen sozialen Realitäten in den verschiedenen Klassen nicht nur erfahren, sondern auch bewusst wahrnehmen und vergleichen.

  3. Mehr Interaktionen zwischen Altersgruppen. Erst dann haben Kinder in ihrem sozialen Netz sowohl Menschen mit mehr als auch weniger sozialer Kompetenz, und können von ihnen lernen, und auch selbst lernen, wie sie soziale Normen an jüngere vermitteln und beibringen. Wenn die Kinder selber in die Rolle des Lehrers schlüpfen, lernen sie zusätzlich viele andere Fähigkeiten der Kommunikation.

  4. Demokratie. Ich rede weniger von Wahlen und mehr von Mitspracherecht, Teilhabe und vor allem Zeit die nur für diesen Zweck is. Lehrer sollten ihre Autorität minimieren und Platz für Experimentation machen. Dann lernen sie nicht nur verschiedene soziale Umfelder kennen, sondern auch sie selbst zu gestalten, wie sich das auf ihre Mitschüler auswirkt und noch viel wichtiger, darüber zu sprechen. Das hat noch einen viel wichtigeren Nebeneffekt: Es produziert mündige Bürger mit Demokratieverständnis.

Würde quasi die Welt retten lol. hihi. aber einfach zu teuer wahrscheinlich wer will schon gute Menschen aus Kindern machen, gute Arbeiter reicht ja oder?

[–] CelestialMittens@feddit.org 3 points 2 weeks ago (1 children)

Deutlich kleinere Klassen bringt leider nur sehr wenig. Und Mobbing geschieht auch klassenübergreifend - ja, in den Pausen. Wahlkurse und Leistungsniveau? Das Schreckgespenst aller Inklusionsfans!

Und ältere Schüler haben doch keinen Bock auf Zweitklässler, die sie beim Fußballspielen stören. Und bei altersgemischten Klassen kriegen dann schlimmstenfalls die Jüngeren nicht nur von den Altersgenossen, sondern auch noch von den Älteren "aufs Maul".

Du machst es dir wirklich massiv zu einfach; es hat schon seine Gründe, warum Mobbing immer noch so ein Problem ist.

[–] PotatoesFall@discuss.tchncs.de 2 points 2 weeks ago

deutlich kleiner Klassen bringt leider nur sehr wenig

Ich habe zugegeben noch nicht mit sehr vielen gesprochen, aber habe schon von vielen Lehrern gehört dass sie das gerne hätten, damit sie Kindern persönliche Aufmerksamkeit geben können. Aber für mobbing vielleicht nicht so wirksam, da hast du Recht.

Das Schreckgespenst aller Inklusionsfans

Mir ist jetzt nicht klar was deine Meinung dazu ist. Ich würde mich als Inklusionsfan bezeichnen, und damit auch meine Begründing untermauern. Schließlich ist Inklusion nicht, wenn alle gleich behandelt werden, sondern wenn jede so akzeptiert wird wie sie ist, und dementsprechend gefördert wird. Das aktuelle System hat zwei Quellen der Exklusion: Kinder, die nicht mitkommen, stehen einerseits unter mehr Druck als die anderen, und als Lösung hat man dann Haupt/Real/Gymnasium, und das ist ja wohl das exklusivste was es gibt.

ältere Schüler haben doch keinen Bock auf Zweitklässler

Das ist für mich nur noch ein Grund, diese Begegnungen zu fördern. Natürlich hassen die die anderen Klassen wenn sie nichts mit denen zu tun haben.

kriegen dann schlimmstenfalls die Jüngeren nicht nur von den Altersgenossen, sondern auch noch von den Älteren "aufs Maul".

Jetzt wirds aber albern. Die verschiedenen Klassen begegnen sich schließlich bereits unter wenig bis gar keiner Aufsicht auf dem Pausenhof, nach der Schule, etc. Wenn sie sich jetzt in einem Klassenzimmer unter Aufsicht einer Lehrkraft begegnen, soll das schlimmer sein?

Du machst es dir wirklich massiv zu einfach

Also ich würde sagen ich machs mir schwer. Mein Vorschläge sind nicht leicht durchzusetzen und bedürfen riesige Investitionen.

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