Finde ich einen sehr wichtigen Punkt, den man viel öfter in Debatten herausstellen sollte. Für mich persönlich sind viele dieser Punkte mindestens genauso wichtig wie Tierschutz.
Ich fände theoretisch die Nutzung von manchen tierischen Produkten sogar bis zu einem gewissen Grad ethisch vertretbar. Wolle von unter wirklich guten Bedingungen gehaltenen Schafen finde ich zum Beispiel nicht allzu dramatisch aus Tierschutzsicht.
Das Problem für mich ist aber, dass eine wirklich artgerechte Tierhaltung nicht skalierbar ist. Man kann ein paar Schafe in einen Nationalpark stellen, dort weitgehend wild leben lassen und einmal im Jahr scheren. Man könnte sogar auf das Scheren verzichten und nur die Wolle einsammeln, die sich irgendwo im Geäst verfängt.
Aber um nennenswerte Mengen zu bekommen, sodass diese von Tieren gewonnenen Rohstoffe der Menschheit (und nicht nur den reichsten 0,1%) zur Verfügung stehen, geht es nicht ohne Tierleid, ohne Umweltverschmutzung, ohne Treibhausgase, ohne Medikamenteneinsatz und all die anderen Probleme, die du aufgelistet hast.
Ich bin gar nicht unbedingt Veganer geworden, weil ich alle Tierprodukte grundsätzlich zu 100% ablehne, sondern weil mir klar geworden ist, dass diese Produkte unter den Voraussetzungen, die ich für moralisch vertretbar halte, nicht für alle möglich sind. Und selbst wenn ich persönlich mir die "guten" Bedingungen leisten könnte, finde ich es vermessen, von Leuten in einer schlechteren wirtschaftlichen Lage, Verzicht zu fordern, während ich selbst so weiter mache wie bisher. Das ist auch mein Hauptargument, wenn mit jemand sagt, dass sie ja nur beim Landwirt des Vertrauens kaufen, wo die Bedingungen ja so viel besser sind. Das geht nicht für alle. Das geht nur für die Reichen. Veganismus ist für mich die logische Konsequenz, die all die von dir genannten Probleme verbessert und auf die gesamte Menschheit anwendbar wäre.