this post was submitted on 15 Nov 2025
13 points (100.0% liked)

ADHS - Austausch, Tipps, Erfahrungen

309 readers
4 users here now

Eine Community für Menschen mit ADHS, die anderen mit ADHS helfen oder sie verstehen wollen.

Tauscht euch über alles aus was ihr wollt: Lerntechniken, Arbeitstechniken, Sport, Schlaf, Hobbies, Fidget-Toys, Medikamente, TherapeutInnen usw.

Nützliche Websites:

founded 1 year ago
MODERATORS
 

Ein paar Fragen an die Erfahrenen. (Wurde hier wahrscheinlich schon 100 mal durchgekaut, aber die Suchfunktion meines Clients ist bescheiden.)

Ich habe bereits als Kind die Diagnose ADHS bekommen, habe mich seit nun 15 Jahren aber nicht mehr behandeln lassen (bin jetzt Anfang 30). Nachdem ich aber alle paar Jahre in einen Burnout Laufe und es dafür ja irgendeinen Grund geben muss, habe ich mich entschieden mich wieder behandeln zu lassen. Sprich Verhaltenstherapie + Medikamente. Medikamente auch, weil der Therapeut die für die Verhaltenstherapie voraussetzt. An die Behandlung im Kindesalter erinnere ich noch noch einigermaßen, weis aber gar nicht was jetzt auf mich zukommt.

Daher folgende Fragen:

  • Habt ihr auch die Erfahrung gemacht, dass Therapeuten eine Medikation voraussetzen? Bereits vor dem ersten Kennenlerngespräch?

  • Wie geht es euch mit den Medikamenten im Erwachsenenalter? Merkt ihr einen Unterschied zu eurer Kindheit, vor allem im Bereich der Nebenwirkungen? Gerne dazu auch mit welchen Medikamenten ihr die Erfahrung gemacht habt.

  • Wie ist es eigentlich mit den Kosten für Medikamente? Müsst ihr viel zuzahlen? Werden die Kosten von der gesetzlichen Versicherung übernommen?

  • Am wichtigsten. Ich habe zumindest den Eindruck meine "Probleme" über die Jahre gut in den Griff bekommen zu haben. Aber auch, dass mich der Alltag und die Arbeit im Vergleich zu andern einfach deutlich mehr ausslaugt. Daher hoffe ich, dass ich hier mit Medikamenten einfach entlastet werde. Hat jemand von euch die gleichen Erfahrungen gemacht? Hat es euch etwas gebracht?

Danke schon mal für die Antworten!

top 7 comments
sorted by: hot top controversial new old
[–] mech@feddit.org 1 points 2 days ago

Mein Therapeut hat auf jeden Fall eine Diagnose vorausgesetzt, und die Psychiaterin hat nach der Diagnose direkt Medikamente verschrieben. Ich muss auch sagen, dass das sinnvoll war. Die Medikamente bringen dich halt erst mal auf einen geistigen Stand, damit du für eine Therapie überhaupt empfänglich bist. Und nach aktuellem Stand der Forschung ist bei ADHS der Behandlungserfolg deutlich besser wenn man beides kombiniert. Bei mir war's jedenfalls der Turnaround in meinem Leben.

Ich habe erst mit Mitte 30 die Medikation angefangen. Medikinet war schlimm, das war wie Achterbahnfahren über den Tag. Morgens ballert die Stimu rein, nach ein paar Stunden kommt der Crash, und mit der zweiten Pille nachmittags das gleiche Spiel nochmal. Mit Elvanse habe ich jetzt gar keine Probleme damit mehr.

Ich zahle 15€ Zuzahlung für einen 2-Monats-Vorrat.

Ja, ich "funktioniere" auch ohne Medikamente halbwegs, aber es geht mir nicht gut damit und ist unglaublich anstrengend. Und die Belastung ist immer weiter angestiegen, bis ich es nicht mehr aushalte und wieder meinen Job kündige. Mit Medikamenten und den Lehren aus der Verhaltenstherapie bewältige ich meinen Alltag zum ersten Mal im Leben dauerhaft.
Allerdings habe ich mich inzwischen von der Hoffnung verabschiedet, ohne Medikamente klarzukommen. Könnte ich mein Leben frei gestalten, dann ginge das. Wenn ich z.B. in der Natur unterwegs bin, hab ich gar kein Bedürfnis nach Medikamenten. Aber leider bin ich IT Sysadmin.

[–] Dunstabzugshaubitze@feddit.org 8 points 1 week ago (1 children)

Habt ihr auch die Erfahrung gemacht, dass Therapeuten eine Medikation voraussetzen? Bereits vor dem ersten Kennenlerngespräch?

find ich komisch, aber ich hab auch nie Verhaltenstherapie speziell für adhs gesucht, meine diagnose war lange depression und ptbs.

Wie geht es euch mit den Medikamenten im Erwachsenenalter? Merkt ihr einen Unterschied zu eurer Kindheit, vor allem im Bereich der Nebenwirkungen? Gerne dazu auch mit welchen Medikamenten ihr die Erfahrung gemacht habt.

Ich wurde erst als Erwachsenener diagnostiziert, aber für mich waren Medikamente, Medikinet in meinem Fall, ein Riesengewinn, vieles fällt mir damit leichter was früher ein großes Problem war. Ich hab natürlich immernoch Tage an denen mein Gehirn nicht kooperiert und ich vermute Aufgaben zu erledigen, die stink langweilig sind kostet mich mehr Kraft als neurotyposche Personen, aber bei weitem besser als ohne Medikamente. und manchmal reichts auch den langweiligen Kram an unüblichen Orten zu machen oder irgendwo anders Stimulation zu beziehen, als aus der aktuellen Aufgabe. Niemand verbietet mir beim Wäsche machen zu versuchen die Maschine aus 5 Metern entfernung zu befüllen und meinen Stundenzettel kann ich auch in nem Cafe oder einem Park ausfüllen.

Nebenwirkungen merk ich nicht viel von, ausser das ich an manchen Tagen sehr müde bin wenn die Medikamente aufhören zu wirken.

Wie ist es eigentlich mit den Kosten für Medikamente? Müsst ihr viel zuzahlen? Werden die Kosten von der gesetzlichen Versicherung übernommen?

Ich zahl 20 Euro oder so in der apotheke, kA ob das Gebühren fürs Medikinet oder die Antidepressiva sind, wird also übernommen. (Ich leb in Deutschland, anderswo könnts anders sein)

Am wichtigsten. Ich habe zumindest den Eindruck meine "Probleme" über die Jahre gut in den Griff bekommen zu haben. Aber auch, dass mich der Alltag und die Arbeit im Vergleich zu andern einfach deutlich mehr ausslaugt. Daher hoffe ich, dass ich hier mit Medikamenten einfach entlastet werde. Hat jemand von euch die gleichen Erfahrungen gemacht? Hat es euch etwas gebracht?

Oh ja, definitiv und Dinge die ich früher häufiger vermieden hätte, vermeide ich mit Medikamenten weniger oft, einfach weils leichter fällt als früher.

tl;dr:

Medizin gut, hätte sie gerne früher gehabt.

[–] Brokkoli@feddit.org 2 points 2 days ago

Vielen Dank, dass du gleich alle Fragen beantwortet hast. Vor allem, dass du die Erfahrung gemacht hast, dass es dich entlastet hat mich sehr weiter gebracht. Habe heute das Rezept geholt und werde es jetzt auch wieder ausprobieren. Ein komisches Gefühl, weil ich ein wenig mein "kindliches" Verhältnis dazu überwinden muss. Aber wenn es mir hilft wieder besser zurecht zu kommen, wäre es verrückt es nicht wenigstens zu probieren.

[–] teddypolice@feddit.org 6 points 1 week ago (1 children)

Am wichtigsten. Ich habe zumindest den Eindruck meine “Probleme” über die Jahre gut in den Griff bekommen zu haben. Aber auch, dass mich der Alltag und die Arbeit im Vergleich zu andern einfach deutlich mehr ausslaugt. Daher hoffe ich, dass ich hier mit Medikamenten einfach entlastet werde. Hat jemand von euch die gleichen Erfahrungen gemacht? Hat es euch etwas gebracht?

Bin Ende 30 und wurde vor 2 Jahren diagnostiziert.

Medikamente (Medikinet) helfen, wie @Dunstabzugshaubitze beschreibt, die Exekutive Dysfunktion zu überwinden aber nicht mit der Erschöpfung. Macht auch Sinn - du machst tatsächlich mehr Dinge in der gleichen Zeit, wie soll das dazu führen dass du dich ausgeruhter fühlst? ;-)

Das ist wo die Therapie helfen soll. Also, hab ich gehört/gelesen, nicht dass ich Zugriff auf sowas hätte. :|

[–] Brokkoli@feddit.org 2 points 2 days ago

Dann hoffe ich mal du irrst dich und es hilft mir da trotzdem etwas. Ich starte heute mal den Test und hoffe ansonsten einfach auf die Therapie.

Ich bin auch überrascht, dass ich so schnell einen Platz gefunden habe. Eigentlich hatte ich mit mindestens einem Jahr gerechnet. Vielen Dank dir für den Input und viel Erfolg bei deiner eigenen Suche!

[–] feldwespe@feddit.org 5 points 1 week ago (1 children)

Habt ihr auch die Erfahrung gemacht, dass Therapeuten eine Medikation voraussetzen? Bereits vor dem ersten Kennenlerngespräch?

Wenn Du die Erfahrung gemacht hättest, dass bei Deinen ADHS-Patient:innen, die medikamentös gut eingestellt sind, die Therapien extrem viel besser funktionieren - und wenn Du unzählige Anfragen jeden Tag hättest, und Dir die Patient:innen aussuchen bzw. Bedingungen stellen könntest - mal ehrlich: Was würdest Du tun?

Möglicherweise ist das aber auch gar nicht so verkehrt. Denn nicht selten ist zu lesen, dass Medis auch jenen eine enorme Besserung brachten, die eigentlich gar keine nehmen wollten. Einfach mal versuchen, ob man selbst zu diesen Glücklichen gehört, scheint daher keine schlechte Idee.

Weitere Beispiele lesen, oder eigene Fragen stellen kannst Du auch im adhs-forum.
Bei adxs.org lässt sich ausführlich nachlesen, welche Medikamente üblich sind, und wie sie optimal eindosiert werden.

[–] Brokkoli@feddit.org 1 points 2 days ago

Vermutlich richtig. Ich arbeite in der Jugendhilfe und auch bei uns gilt eigentlich immer die Voraussetzung, vor jeder Hilfemaßnahme muss erst die Medikation stehen. Auch wenn ich die Unterschiede zwischen medikamentös eingestellten Kindern und Jugendlichen und denen bei denen es nicht so ist eher gering finde. Aber Naja, die Kinder und Jugendlichen ohne therapeutisch/pädagogischen Bedarf bekomme ich ja auch nicht zu Gesicht.

Muss aber ehrlich sagen, jetzt mal wieder auf der anderen Seite des Tisches zu sitzen ist eine komische Erfahrung. Vor allem die Zwiespältigkeit. Einerseits wird eine Medikation empfohlen bis vorausgesetzt. Anderseits hat es sich heute richtig kriminell angefühlt, das BTM-Rezept abzuholen. Mit der langen Aufklärung wie weit das Verständnis der Ärztin mit "verlorenen" Rezepten geht.

Danke für den Input!