Ich finde, dass Car-Sharing in der Diskussion um eine Mobilitätswende auch in einer völlig anderen Größenordnung als bisher diskutiert werden könnte. Ohne weitere Vorrede möchte ich mal eine Visualisierung und eine Beispielrechnung zur Diskussion stellen.
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Visualisierung: Grobe Skizze, von den Autoreihen abgesehen nicht die typischste Wohnstraße, aber ich hatte eben mit dem Foto angefangen... Einzelbilder auf Pixelfed.
Sharing-Straße
Stand jetzt parken in einer Straße 100% PKW im Privatbesitz, sagen wir 100 Fahrzeuge.
Transformation:
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50 Parkplätze/Autos werden reduziert. Alle verbleibenden Parkplätze befinden sich auf einer Seite. Auf der anderen Seite wird der frei gewordene Platz umgenutzt (Begrünung, Radweg, Sitzgelegenheiten...)
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25 Autos von Leuten, die nicht mitmachen wollen, parken hier weiterhin.
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25 Sharing-Autos (elektrisch, nur EE) stehen - erstmal exklusiv – den Anwohner*innen der Straße zur Verfügung.
Die 25 Sharing-Autos sollen also (mindestens) die Mobilitätsbedürfnisse erfüllen, die vorher 75 erfüllt haben – und auch diejenigen der Anwohner*innen, die vorher kein Auto hier stehen hatten.
Man findet Schätzungen, dass heute 1 Sharing-Fahrzeug zwischen 4 und 10 andere ersetzen kann. Solche Rechnungen werden wohl immer kontrovers diskutiert werden, aber immerhin unterschreitet die Beispielrechnung diese Spanne. Entscheidend ist letztlich sowieso eine Lösung, die auf die individuelle Straße zugeschnitten ist.
Grober Ablauf
(Beteiligt wären Kommune, Forschungseinrichtungen und Zivilgesellschaft. Eine Initiative könnte zu 1-4 vorarbeiten)
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Geeignete Straßen aussuchen: Vollgeparkte Straßen, in denen v. a. Anwohner*innen parken.
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Grobe Erfassung: Wieviel Wechsel in der Belegung findet statt? Wann?
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Befragung: Zu Mobilitätsmustern – und einstellungen der Anwohner*innen, zu ihrer Bereitschaft an einem Pilotprojekt teilzunehmen. Nur bei genügend Rücklauf und Interesse geht es weiter.
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Individuelles Konzept für die Reduktion von 100% private PKW auf 25% in dieser Straße.
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Umsetzung (Bei einem Pilotversuch würden die reduzierten PKW für die Dauer an anderer Stelle ‚eingelagert’)
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Analyse und ggf. Verstetigung.
Feedback?
Ein paar Vor- und Nachteile sind mir bisher eingefallen, aber ich möchte nichts vorwegnehmen. Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Einschätzungen dazu geben würdet. Vielleicht am besten unterteilt in Kommentare zu
a) Folgen für Beteiligte und für Verkehrswende (Positiv, negativ, gemischt? Lohnt Aufwand, lohnt nicht?)
b) Umsetzung (Schwierigkeiten, konkrete Ideen/Varianten)
Könnte man sicher auch gut durch Kombi-Angebote aktiv promoten. Zum Beispiel Rabatte für Deutschland-Ticket-Inhaber oder Fahrten zu Bahnhöfen / P&R-Parkplätzen o.ä.
Hier könnte ich mir vorstellen, dass das im ländlichen Bereich sogar besser funktioniert. Wenn da Dieter immer seinen Müll liegen lässt, spricht sich das rum und es wird die Nase gerümpft. In der Stadt sind die Nachbarschaften oft viel anonymer und der soziale Konformitätsdruck entsprechend geringer.
Fragst du das eigentlich nur rein hypothetisch oder bist du in einer planenden Funktion für ein solches Projekt? Fände ich wirklich spannend zu sehen, wie viele Anwohner man für so ein Projekt wirklich gewinnen könnte über alle Altersschichten, finananziellen Situationen etc. hinweg.
Bin in keiner Funktion und auch nicht vom Fach. Dachte, mal zusammen brainstormen und dann ggf. weitersehen... Mich würden die Ergebnisse solcher Befragungen auf Straßenebene als Ergänzung zu den allgemeineren Umfragen bzw. Daten auch schon interessieren.
Kombi-Angebote find ich gut! Man sollte mMn definitiv die anderen Verkehrsmittel integrieren bei der Aushandlung und Kommunikation mit den Beteiligten.
Soviel ich weiß ist im Raum Stuttgart die KEA für solche Ideen und Konzepte zuständig. Kannst ja mal mit denen Kontakt aufnehmen, falls du auf "revolutionäre" Ideen stößt. ;)
https://www.kea-bw.de/nachhaltige-mobilitaet
Danke für den Hinweis! Die Revolution könnte allerdings überall beginnen ;-)