Wegen der etwas komplizierten Situation mit japanischen Grüntees, entschied ich mich diesen Frühling und Sommer bei chinesischen Grüntees zu bleiben. Daraus resultierten mehrere Bestellungen bei unterschiedlichen China-Tee-Anbietern. Das habe ich genutzt um die Teeanbierter zu vergleichen und habe eine gleiche Teesorte bei jedem Anbieter bestellt. Der Tee war der berühmte traditionelle Mao Jian aus Xinyang (Henan). Die Anbieter waren Teasenz, Cha Dao und Yunnan Sourcing (YS). Yunnan Sourcing bot dieses Jahr zwei Qualitätsstufen an und ich bestellte beide. Die Eckdaten zu den Tees sehen folgendermaßen aus:
| Name |
Verkäufer |
Anbauregion |
Erntezeit |
Preis |
| Xinyang Mao Jian |
Yunnan Sourcing |
Qinlingshan, Xinyang |
April 2025 |
137 €/kg |
| Imperial Xinyang Mao Jian |
Yunnan Sourcing |
Qinlingshan, Xinyang |
März 2025 |
197 €/kg |
| Xinyang Mao Jian |
Cha Dao |
Xinyang |
Frühling 2025 |
350 €/kg |
| Xinyang Mao Jian |
Teasenz |
Xinyang |
Frühling 2025 |
154 €/kg |
Zubereitung
Alle Tees schmeckten mit einer Wassertemparatur von 70°C besser als mit 85°C. Ich habe durchweg eine Ziehzeit von 8 Minuten gewählt. Mit dem Mao Jian von YS habe ich auch eine Ziehzeit 5 Minuten getestet, fand das Ergebnis aber weniger intensiv im Geschmack und insgesamt schlechter. Um die vier Tees zu vergleichen habe ich mehrere Runden mit unterschiedlichem Teewasser verkostet. In jeder Runde habe ich alle vier Tees zubereitet und gleichzeitig verkostet. Am leckersten fand ich Teewasser mit 250 mg MgCl~2~ (Hexahydrat) pro Tasse (250 ml) desttiliertem Wasser. Bei Imperial Mao Jian und Mao Jian von Teasenz fand ich einen Zusatz von 30 mg Natron pro Tasse optimal. Bei Mao Jian von Cha Dao waren es 45 mg und bei Mao Jian von YS sogar 60 mg. Das resultierte bei allen Tees in einem pH-neutralen Aufguss. Es folgen für jede Runde meine Geschmacksnotizen zusammen mit einem Ranking.
Runde 1: optimales Wasser, 70°C
YS: riecht und schmeckt stark nach Nadelbaum, leicht adstringent
YS Imperial: adstringent, schmeckt leicht nach Spargel
Cha Dao: sehr süß (Rohrohrzucker) im Vergleich, leicht nach Mango und Banane
Teasenz: ausdrucksarm, leicht nach Mandel
Reihenfolge (von gut bis schlecht): 1. Cha Dao, 2. YS, 3. Teasenz, 4. YS Imperial
Runde 2: 250 mg MgCl~2~+ 45 mg Natron, 70°
YS: schmeckt saifig
YS Imperial, Cha Dao und Teasenz wie in Runde 1 (das gleiche Wasser)
Reihenfolge: 1. Cha Dao, 2. YS imperial, 3. Teasenz, 4. YS
Runde 3: optimales Wasser, 85°C
YS: Nadelbaum, Brennnessel, saifig, schlechtes Mundgefühl
YS Imperial: leicht süß, besseres Mundgefühl als YS
Cha Dao: süß, besseres Mundgefühl als YS Imperial
Teasenz: ausdrucksarm, leicht nach Anis
Reihenfolge: 1. Cha Dao, 2. YS Imperial, 3. Teasenz und YS
Runde 4: mittelhartes Leitungswasser, 70°
YS: leicht nach Nadelbaum, saifig
YS Imperial: leicht besseres Mundgefühl als YS
Cha Dao: süß (Raffinadezucker)
Teasenz: besseres Mundgefühl als YS Imperial aber weniger intensiver Geschmack
Reihenfolge: 1. Cha Dao, 2. YS imperial, 3. Teasenz, 4. YS
Runde 5: 250 mg MgCl~2~, 70°
In dieser Runde habe ich Natron weggelassen und der Teeaufguss hatte jeweils sein natürliches pH (in Klammern) erreicht.
YS (6,43 pH): saifig, schlechtes Mundgefühl, leicht nach Waffeln und Heu
YS Imperial (6,38 pH): süß, leicht saifig
Cha Dao (6,42 pH): sehr süß, leicht nach Heu
Teasenz (6,33 pH): leicht nach Gras und Mandel, besseres Mundgefühl als YS Imperial
Reihenfolge: 1. Cha Dao, 2. Teasenz, 3. YS imperial 4. YS
Fazit
Unabhängig von der Zubereitung hat der Xinyang Mao Jian von Cha Dao hat am besten geschmeckt. Angesichts des hohen Preises ist das beruhigend. Der Mao Jian von YS hat im Vergleich am meisten von der gezielten Wasserwahl profitiert. Mit dem optimierten Wasser war das ein leckerer Tee, welchen ich nochmal bestellen würde. Unabhängig von der Wasserwahl schmeckte dieser Tee nach Nadelbaum, was nicht dem klassischen Geschmacksprofil von Xinyang Mao Jian entspricht.
Der Imperial Mao Jian von YS und der Mao Jian von Teasenz waren relativ ähnlich. Bei der Anschaffung/Herstellung dieser Tees wurde das Mundgefühl priorisiert. Das resultierte in Tees (wahrscheinlich aus einer frühen Frühlingsernte), die ein gutes Mundgefühl bieten. Das Mundgefühl blieb auch bei schlechter Wasserwahl noch akzeptabel. Geschmacklich waren dafür diese beiden Tees dafür eher ausdrucksarm und uninteressant.