this post was submitted on 06 Jul 2025
14 points (93.8% liked)
Frag Feddit
497 readers
26 users here now
founded 11 months ago
MODERATORS
you are viewing a single comment's thread
view the rest of the comments
view the rest of the comments
Ich habe lange Deutschland und spezifisch die Stadt, in der ich aufgewachsen bin als meine "Heimat" begriffen.
Ich hatte ein Gefühl der Verbundenheit und der Verantwortung empfunden. Über die Zeit ist mir mehr und mehr klar geworden, wie hasserfüllt und egoistisch die dominierende Kultur ist, und wie sie täglich weiter in diese Richtung wächst.
Aus einiger Arbeitszeit bei einem kommunalen Unternehmen habe ich mitgenommen, dass Engagement aus Überzeugung bestenfalls belächelt und ausgenutzt und schlimmstenfalls bekämpft wird.
Ich gehöre nicht hier her. Ich passe hier nicht hin. Ich soll und kann kein Teil von hier sein.
Wenn ich dann mit Menschen von außerhalb Deutschland in Kontakt komme, wird mir jedoch immer wieder schnell bewusst gemacht, "wie Deutsch" ich doch bin. Ich leugne nicht, dass ich Deutscher bin, es ist Teil von dem, wie ich geprägt wurde, aber meine "Heimat" ist es nicht.
Absurderweise identifiziere ich mich mehr damit, dass ich als Kind von Ossis aufgewachsen bin. Ich spüre mehr Verbundenheit mit den vererbten kulturellen und persönlichen Erfahrungen und den frühen Kindheitserinnerungen, die ich mit anderen "Ossis" oder "Post-Ossis" teile, als mit dem Land heute.
Vielleicht ist es auch passenderweise. Denn die Entzauberung der gebrochenen Versprechen über zwei Länder, eines auferstanden aus Ruinen, und eines mit blühenden Landschaften, setzt sich fort in meiner heutigen Erfahrung, dass das Land, dass mir in der Schule versprochen wurde, sozial, demokratisch, rechtsstaatlich, nur ein weiteres gebrochenes Versprechen ist.